Dvořák, Messe in D

(Melle, St.-Matthäus-Kirche, 22. 11. 1998)

Mitwirkende

Annette Linke, Sopran
Diane Blais, Alt
Yosake Kodama, Tenor
Silvio Heil, Bass
Christoph Niesemann, Orgel
Meller Madrigalchor
Gesamtleitung: Thomas Hauk

Einführung

(abgedruckt im Programmheft)

In seiner tschechischen Heimat wurde er geliebt, von bedeutenden Musikern seiner Zeit war er hochgeschätzt, er war erfolgreich und blieb bescheiden, fühlte sich als volksverbundener Künstler und war doch ein technischer Meister: der tschechische Komponist Antonín Dvořák, geboren am 8. September 1841 als Gastwirtssohn im kleinen Nelahozeves an der Moldau, der von seinem Vorgänger Smetana den Gedanken einer tschechischen Nationalmusik übernahm und in höchste Höhe führte.

Er begann seine musikalische Laufbahn als Bratschist und Organist. Als Komponist errang er schon früh die Anerkennung des Musikkritikers Hanslick, und vor allem Johannes Brahms schätzte ihn sehr: „Der Kerl hat mehr Ideen als wir alle. Aus seinen Abfällen könnte sich jeder andere die Hauptthemen zusammenklauben.” Dieser musikalische Einfallsreichtum zeigt sich auch in der D-Dur-Messe.

Im Jahre den Jahren 1875/76 schrieb Dvořák nach mehreren Schicksalsschlägen das „Stabat Mater”. Dieses „wahrscheinlich erste tschechische Oratorium” (K. Pahlen) machte ihn mit seinen volksnahen Melodien in seiner Heimat, aber auch im Ausland schnell berühmt. Die Folge waren mehrere Aufenthalte in England und Amerika. Die Universität Oxford verlieh ihm den Titel des Ehrendoktors. Die London Philharmonic Society machte ihn zum Ehrenmitglied. Das New Yorker Konservatorium berief ihn zum Direktor.

Nach seiner Heimkehr übernahm er noch für einige Zeit die Leitung des Prager Konservatoriums. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit aber blieb bis zu seinem Tod am 1. Mai 1904 sein kompositorisches Schaffen.

Der Architekt und Mäzen Josef Hlávka, Gründer und erster Präsident der tschechischen Akademie der Künste und Wissenschaften, bat den von ihm hochgeschätzten Antonín Dvořák um eine Messkomposition zur Einweihung der Kapelle auf seinem Gut Luzany. Dvořák nahm den Auftrag an und schrieb im Juni 1887 an seinen Auftraggeber:

Sehr geehrter Herr Rat und lieber Freund! Ich habe die Ehre, Ihnen mitzuteilen, dass ich die Arbeit glücklich beendet habe und dass ich große Freude daran habe. Ich denke, es ist ein Werk, das seinen Zweck erfüllen wird. Es könnte heißen: Glaube, Hoffnung und Liebe zu Gott dem Allmächtigen und Dank für die große Gabe, die mir gestattete, dieses Werk zum Preis des Allerhöchsten und zur Ehre unserer Kunst glücklich zu beenden. Wundern Sie sich nicht, daß ich so gläubig bin - aber ein Künstler, der es nicht ist, bringt nichts solches zustande. Haben wir denn nicht Beispiele an Beethoven, Bach, Raffael und vielen anderen? Schließlich danke ich auch Ihnen, dass Sie mir die Anregung gaben, ein Werk in dieser Form zu schreiben, denn sonst hätte ich kaum je daran gedacht; bisher schrieb ich Werke dieser Art nur in großem Ausmaße und mit großen Mitteln. Diesmal aber schrieb ich nur mit bescheidenen Hilfsmitteln, und doch wage ich zu behaupten, dass mir die Arbeit gelungen ist.

Obwohl sein Verleger Novello & Co. sich weigerte, die D-Dur-Messe zu veröffentlichen, ehe Dvořák sie üppig orchestriert hatte, war sie ursprünglich, dem Anlass entsprechend, für vier Solisten, einen kleinen Chor und eine schlichte, aber einfallsreiche Orgelbegleitung gedacht. In dieser Fassung wird sie hier aufgeführt.

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