Von Gershwin bis Webber
Programm
Evergreens I | |
George Douglas | What A Wonderful World |
Henry Mancini | Moon River |
Vincent Youmans | Tea for Two |
Consuelo Velazquez | Besame Mucho |
George Gershwin | |
Strike Up the Band Clap Your Hands I Got Rhythm |
|
Aus Porgy And Bess | Summertime It Ain’t Necessarily So I Got Plenty of Nuttin My Man’s Gone Now |
Love Is Here to Stay Somebody Loves Me Somebody To Watch Over Me Embracable You The Man I Love I've Got A Crush On You But Not For Me |
|
--- PAUSE --- | |
Evergreens II | |
John Mercer | Autumn Leaves |
Pat Ballard | Mister Sandman |
John Williams | Moonlight |
Richard & Robert Sherman | Chim-Chim-Cheree |
Andrew Lloyd Webber | |
aus „Jesus Christ Superstar” | Superstar Everything’s Allright |
aus „Evita” | Don’t Cry For Me Argentina |
aus „Cats” | Mr. Mistoffelees Memory |
aus „Song And Dance” | Unexpected Song |
aus „Phantom Of The Opera” | Think Of Me |
aus „Aspects Of Love” | Love Changes Everything |
aus „Phantom Of The Opera” | The Phantom Of The Opera |
Ansage
Im Deutschen gibt es Musik und Musik, d. h. U-Musik und E-Musik. Aber diese Unterscheidung ist eigentlich überflüssig. In Wirklichkeit gibt es nur gute Musik und schlechte Musik. Der Meller Madrigalchor hat sich diesmal etwas vorgenommen, was man der leichten Muse zurechnet. Dabei musste er erfahren, dass nichts schwerer ist als das Leichte. Aber wenn’s denn klappt, macht das Leichte auch unheimlich viel Spass. Und wenn der Text dann noch lautet „What a wonderful world” …
Wir singen zu Anfang vier Evergreens, nach „What a wonderful world” kommt „Moon River” von Henry Mancini. Henry Mancini ist einer der ganz Großen der Filmmusik. „Moon River” komponierte er für den 1961 herausgekommenen Film „Frühstück bei Tiffany”. Dort wird es gesungen von Audrey Hepburn. Von Henry Mancini stammt z. B. auch die Filmmusik zum „Pink Panther”.
Seit den Zeiten des sinnlichen Tango, des Tanzes der argentinischen Vorstädte, der Armenviertel und der Halbwelt gibt es eine große Begeisterung für lateinamerikanische Musik, und immer wieder machen solche Schlager Furore als Schlager der Saison, so der lasziv getanzte „Lambada”, ein paar Jahre später „Macarena”. Sie kennen „Macarena”? - Dale a tu cuerpo alegria Macarena. Fragen Sie mich nicht, was das heißt, es kommt mir ziemlich spanisch vor.
Wir bringen den Cha-Cha-Cha „Tea for Two” und anschließend ein Lied, das 1943 die Welt wild machte. Über die Komponistin Consuelo Velazquez konnte ich nicht mehr in Erfahrung bringen, als dass sie 1924 geboren wurde. Aber ihr Lied erlangte schnell Weltruhm. Alle wollten es singen, Frank Sinatra, Nat King Cole, Elvis Presley, The Beatles, zuletzt Götz Alsmann, und jetzt der Meller Madrigalchor. Hören Sie „Besame Mucho” („Küsse mich viele Male”).
Am 26. September 1898 wurde in East New York als Sohn russischer Einwanderer Jacob Gershovitz geboren, zwei Jahre vorher sein Bruder Israel. Beide sollten später unter den Namen George und Ira Gershwin Weltruhm erlangen.
Nach ersten Songs komponierte George Gershwin 1924 die „Rhapsody in Blue”. Nach diesem Riesenerfolg unternahm er 1928 eine Europareise. Dabei begegnete er u. a. Igor Strawinski und Maurice Ravel. Ravel hatte sich neben seinen eigenen Kompositionen daduch einen Namen gemacht, dass er fremde Kompositionen perfekt orchestrierte, wie die „Bilder einer Ausstellung” von Modest Mussorgski. So war es nicht abwegig, dass Gershwin ihn bat, ihn im Orchestrieren zu unterrichten. Worauf Ravel geantwortet haben soll: „Warum wollen Sie ein schlechter Ravel werden, wenn Sie doch ein guter Gershwin sind?”
Frucht dieser Reise war auch die Filmmusik zu „Ein Amerikaner in Paris” mit dem Lied „I Got Rhythm”. 1931 schrieben George und Ira Gershwin das Musical „Of Thee I Sing”, das, ganz aktuell, den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf durch den Kakao zieht. Der Präsidentschaftskandidat John P. Wintergreen verspricht, wenn er gewählt wird, die Gewinnerin einer Schönheitskonkurrenz zu heiraten. Das Rennen macht eine Südstaatenschönheit. Das aber führt zu Verwicklungen mit der Sekretärin, die ältere Rechte geltend macht. Der Vizepräsidentschafts-Kandidat übrigens hört auf den klangvollen namen Throttlebottom. Das Musical ist auch deswegen etwas Besonderes, weil es als erstes Musical den Pulitzer-Preis gewonnen hat. George Gershwin wurde von dem Preis allerdings ausgenommen, denn der Pulitzer-Preis wird nur für Wortbeiträge verliehen.
1935 schrieben George und Ira Gershwin die Oper Porgy and Bess”. Sie zeigt uns ein Panoptikum aus dem heruntergekommenen Ghetto der Catfish Row. Da ist Porgy, der Krüppel, der auf einem Wägelchen sitzt, das von einer Ziege gezogen wird. Da ist Bess, die schwarze Schönheit, erst die Freundin des brutalen Schlägers Crown, die dann bei Porgy Schutz sucht und am Ende mit dem windigen Dealer Sporting Life nach New York abhaut. Da ist der Dealer Sporting Life, der sich mit „It Ain't Necessarily so” über Gospel-Messen lustig macht. Und da ist Serena, die gute Seele der Catfish Row, deren Mann von Crown mit der Axt erschlagen wird, und die ihn mit „My Man's Gone Now” beklagt.
Am 11. Juli 1937 starb George Gershwin. Sein Bruder Ira hat ihn um 46 Jahre überlebt und starb 1983.
Wir singen heute einen Potpourri der schönsten Melodien von George Gershwin. Dabei treten als Solisten besonders in Erscheinung: Lisa Hartkemeyer, Corinna Bähre und Michael Brieber, Gesang, Robert Riebau am Schlagzeug und unser Chorleiter Urs Borer am Klavier, der auch die Gesamtverantwortung für den heutigen Abend auf seinen gramgebeugten Schultern trägt.
Ein paar Worte in eigener Sache: Wir freuen uns, hier in der Orangerie auftreten zu können. Der Kunstverein hat mit seiner Ausstellung für einen sehr ansprechenden Rahmen gesorgt. Viele hilfreiche Hände haben uns in der Vorbereitung dieses Konzertes geholfen. Und auch da sind wieder Mitglieder des Kunstvereins hervorzuheben. Großen Dank!
Unser Konzert wäre auch nicht möglich ohne Unterstützung. Ich danke an dieser Stelle namentlich dem Meller Kunstverein, der Firma Holtkamp, der Sparkasse Melle und der Stiftung der Sparkassen im Osnabrücker Land.
Ohne Zuhörer macht das ganze Singen keinen Spaß. Aber wenn der Saal so voll ist wie heute abend, verleiht das dem Chor Flügel. Wir danken auch Ihnen, dass Sie erschienen sind, um uns singen zu hören.
Und wenn sie auf den Geschmack gekommen sein sollten und Sie es selber einmal probieren möchten: Wir proben jeden Montagabend um 20 Uhr im Musiksaal der Ratsschule Melle am Reinickendorfer Ring. Gäste sind uns jederzeit herzlich willkommen. In der nächsten Zeit wollen wir erst einmal unser klassisches Repertoire erweitern.
Jetzt aber erst einmal gute Unterhaltung mit vier weiteren Evergreens. Sie können lesen und ich kann mir eine einzelne Ansage ersparen.
Das Phantom der Oper hat wirklich existiert. Es handelt sich nicht, wie man lange Zeit annahm, um eine Erfindung der Sänger und Sängerinnen, nicht um einen Aberglauben der Direktoren, auch nicht um ein Hirngespinst der überspannten Dämchen vom Ballett oder ihrer Mütter, der Logenschließerinnen, der Garderobenfrauen und der Concierge.Ja, es hat leibhaftig existiert, wenn es auch wie ein echtes Phantom auftrat, das heißt als Schemen. […]
Die Ereignisse liegen erst dreißig Jahre zurück, und noch heute laufen ehrwürdige Herren, an deren Wort nicht zu zweifeln ist, in dem Foyer de la Danse herum, die sich so genau, als wäre es gestern geschehen, an die rätselhaften Umstände erinnern, die Christine Daaés Entführung, Vicomte de Chagnys Verschwinden und den Tod seines Bruders, des Grafen Philippe, begleiten, dessen Leiche am Steilufer des sich zur Rue Scribe hin ausdehnenden unterirdischen Sees gefunden wurde. Aber keiner dieser Zeugen hielt es für nötig, diese grauenhafte Geschichte mit der fast legendären Gestalt des Phantoms in Verbindung zu bringen.”
So beginnt der Roman „Das Phantom der Oper” des französischen Autors Gaston Leroux, der im Jahre 1910 erschienen ist. Jetzt wissen wir’s, es handelt sich dabei zweifelsfrei um historische Wahrheit. Der Klappentext zu diesem Buch lautet folgendermaßen:
Grauen liegt über der Pariser Oper. Aus dem Treffpunkt der großen Welt ist eine Stätte des Schreckens geworden. Ein Beleuchtungsmeister wird erwürgt aufgefunden, einer gefeierten Primadonna versagt auf der Bühne die Stimme, ein riesiger Kronleuchter stürzt in den Zuschauerraum, unter mysteriösen Umständen wechselt die Direktion und schließlich verschwindet der aufgehende Stern Christine Daaé spurlos während ihres Auftritts von der Bühne. Was die Öffentlichkeit und die Polizei für einen üblen Scherz der intriganten Kreise im Opernensemble halten, ist für die Direktion aber lähmende Gewissheit. Aus erpresserischen Briefen weiß sie, dass das „Phantom der Oper’, wie der Unheimliche sich selbst nennt, die Herrschaft über das Haus mit seinen vielen unterirdischen Räumen, Korridoren und Bühnenanlagen durch Terror an sich reißt. Dabei ist ihm kein Preis zu hoch, keine Gewalttat zu brutal, kein Menschenleben zu kostbar.”
Solcherart eingestimmt, will ich Sie nicht länger hinhalten. Hören sie die Melodien von Andrew Lloyd Webber, die ja alle schon im Begriff sind, zu echten Klassikern zu werden.