classics & pops

Plakat

Programm

Bach, Joh. Seb.
Contrapunctus 1, 2 aus der „Kunst der Fuge”
Kyomi Helms, Urs Borer, Klavier zu vier Händen
Bach, Joh. Seb.
Quodlibet, ein Fragment
Madrigalchor,
Urs Borer, Klavier
Fauré, Gabriél
Cantique de Jean Racine
Madrigalchor,
Urs Borer, Klavier
Delibes, Léo
Blumenduett aus „Lakmé”
Corinna Bähre, Sarah Weller, Sopran, Urs Borer, Klavier
Chopin, Frédéric
Ballade Nr. 4
Kiyomi Helms, Klavier
Brahms, Johannes
Neue Liebeslieder
Madrigalchor,
Kiyomi Helms, Urs Borer,
Klavier zu vier Händen
--- PAUSE ---
Heymann, Werner R.
Irgendwo auf der Welt
Madrigalchor,
Urs Borer, Klavier
Youmans, Vincent
Tea for Two
Madrigalchor,
Urs Borer, Klavier
Sherman, R. & R.
Chim-Chim-Cherie
Madrigalchor,
Urs Borer, Klavier
Williams, John
Moonlight
Sarah Weller, Sopran,
Madrigalchor,
Urs Borer, Klavier
Velazquez, Consuelo
Besame Mucho
Madrigalchor,
Urs Borer, Klavier
Moszkowski, Moritz
Spanische Tänze 1 bis 3
Kiyomi Helms, Urs Borer, Klavier zu vier Händen
Gershwin, George
Medley
Madrigalchor,
Urs Borer, Klavier
Webber, Andrew Lloyd
Potpourri
Madrigalchor,
Urs Borer, Klavier

Ansage

Ich freue mich, Sie heute abend zum Jubiläumskonzert des Meller Madrigalchores begrüßen zu dürfen. Der Chor feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Er hat aus diesem Anlass versucht, einen Querschnitt durch seine Chorarbeit vorzustellen. Deshalb enthält unser Konzert einerseits klassische Chorstücke wie Brahms’ Liebeslieder, andererseits populäre Melodien von Gershwin und Webber. Ich wünsche Ihnen einen abwechslungsreichen und kurzweiligen Abend, der Ihnen beim Zuhören hoffentlich genau soviel Freude bereitet wie uns beim Einstudieren.

Ein solches Konzert ist nun einmal immer mit Kosten verbunden. Ohne die Unterstützung der Sparkasse Melle hätten wir es in dieser Form nur schwer durchführen können. Deshalb möchte ich mich dafür besonders bedanken.

Die Kunst der Fuge ist ein umfangreiches Werk von Johann Sebastian Bach. Er hat es im Jahre 1742 begonnen und bei seinem Tode im Jahre 1750 unvollendet hinterlassen. Die einzelnen Stimmen hat Bach in Form einer Partitur notiert und keine Instrumentierung angegeben. So wurde dieses Werk lange Zeit als reines Lehrbuch des Kontrapunktes angesehen. Es ist so komplex, dass es in seiner Gesamtheit zweihändig auf einem Tasteninstrument gar nicht ausführbar ist, deshalb werden die beiden ersten Stücke daraus von Kyomi Helms und Urs Borer vierhändig dargeboten.

Der 1749 geborene Musikhistoriker Nikolaus Forkel notierte zu der Kunst der Fuge:

Alle die in diesem Werke vorkommenden verschiedenen Gattungen von Fugen über einerlei Hauptsatz, haben übrigens das gemeinschaftliche Verdienst, daß alle Stimmen darin gehörig singen, und keine weniger als die andere.

Das sich anschließende Quodlibet zeigt die unbefangene Musizierfreude des Bachs im Familienkreise. Es steckt voller privater Anspielungen. Durch die Erwähnung zweier Sonnenfinsternisse ist es auf das Jahr 1707 datierbar. Im Herbst dieses Jahres fand ein Familienfest bei Bachs Schwester Salome in Erfurt statt, die dort mit dem Kürschnermeister Wiegand verheiratet war.

Im selben Jahr hatte Bach Maria Barbara geheiratet, deshalb die Anspielung mit dem Spinnrad. Die Hochzeit war durch eine Erbschaft möglich geworden, der Trauermantel als Zeichen des Trauerfalls will zur Hochzeit aber gar nicht recht passen. Vielleicht war es auch die Jungfer Maria Barbara, deretwegen ein Dominus Johannes (Bach?) vor den Rektor zitiert wird, weil er sie in in die Goldene Krone ausgeführt hat.

Was es allerdings mit dem immer wiederkehrenden Backtrogschiffer auf sich hat, ist nicht mehr nachvollziehbar.

Das Quodlibet ist ein Durcheinander verschiedener und verschiedenartiger Stücke. Andererseits steckt es auch voller musikalischem Witz, indem es viele verschiedenen Musikstile parodiert. Besonders schön ist die Stelle, wo von einer Sau die Rede ist. Unter einer Sau verstand man zu Bachs Zeit die verpönte Parallelführung von Stimmen in Oktaven, und genau dieses Mittel benutzt Bach an dieser Stelle.

Das Quodlibet ist leider unvollständig. Deshalb fehlt der Anfang. Und auch zu der am Ende so pathetisch angekündigte Fuge kommt es nicht mehr.

Als nächstes Stück ist in der Zeitung noch das Ave Verum von Mozart angekündigt. Das haben wir kurzfristig ersetzt durch den Cantique de Jean Racine von Gabriél Fauré. Dabei handelt es sich um eine traumhaft melodische Verherrlichung Gottes. Fauré hat einen Hymnus des Barockdichters Racine vertont. Racine ist einer der ganz großen Dichter Frankreichs, ein Zeitgenosse und ebenbürtig den Dichtern Corneille und Moliére. Sein Hymnus lautet in freier Übersetzung:

Ruf an den Allerhöchsten:
Du unsere einzige Hoffnung,
Du ewiger Tag im Himmel und auf Erden,
In die friedliche Stille der Nacht rufen wir:
Lass deine Augen leuchten über uns.

Gieße aus über uns das Feuer deiner mächtigen Gnade,
Dass die Hölle fliehe beim Klang deiner Stimme,
Vertreibe den Schlaf der matten Seele,
Die deiner Gesetze nicht achtet.

O Christus, sei gnädig deinem treuen Volk,
Das zu deinem Lobpreis hier beisammen ist,
Nimm an die Lieder, die es dir darbringt
Zu deinem immerwährenden Ruhm
Und als Dank für deine Gaben.

Danach freuen wir uns auf einige solistische Darbietungen. Wir beginnen mit dem Blumenduett aus Lakmé von Leo Delibes. Die jungen Solistinnen Corinna Bähre und Sarah Weller haben mit diesem Duett ihre Gesangsprüfung mit Bravour abgelegt.

Lakmé ist eine indische Brahmanentochter. Sie zerbricht an dem Konflikt zwischen der Treue zur hergebrachten Kultur und der Liebe zu einem englischen Offizier. Dieser Plot kommt uns seltsam bekannt vor, aber Madame Butterfly entstand zwanzig Jahre später. Lakmé wandelt mit ihrer Dienerin Mallika im Garten. Das Duett beginnt: „Komm, Mallika, die Lianen werfen ihren Schatten in den heiligen Hain....”

Wir sind sehr glücklich, dass wir uns bei der Klavierbegleitung für unser heutiges Konzert wie schon so oft auf die versierte Pianistin Kyomi Helms verlassen können. Ihr Können hat sie erworben, als sie bei einem Rachmaninow-Schüler studiert hat. Sie ist natürlich durch die Chorbegleitung bei weitem nicht ausgelastet. Deshalb zeigt sie ihre Virtuosität und ihr Einfühlungsvermögen in einer hochdramatischen und atemberaubenden Chopin-Ballade.

Wir kommen jetzt zu den neuen Liebesliedern von Johannes Brahms. Sie sind alle im 3/4-Takt geschrieben, es handelt sich um Walzer. Weshalb Walzer? Nach seiner Übersiedlung nach Wien machte Brahms die Bekanntschaft von Johann Strauß, aus der Bekanntschaft wurde Freundschaft. Brahms bewunderte die Leichtigkeit und den Einfallsreichtum der Straußschen Walzer. Er schrieb an einen Freund:

Du musst am Freitag abends in den Volksgarten gehen, wo Johann Strauß seine Walzer dirigiert. Das ist ein ganzer Meister; der ist in der Orchestrik ein solcher Meister, daß dem Hörer nie ein Ton verlorengeht, von welchem Instrument er auch sei.

Als Brahms auf einem Ball der Nichte von Strauß ein Kompliment auf ihren Fächer schreiben sollte, auf dem zuvor Strauß die ersten vier Takte von „An der schönen blauen Donau” notiert hatte, fügte er nur hinzu: „Leider nicht von Johannes Brahms.” Nach einer erfolgreichen Tournee durch Deutschland entspann sich zwischen beiden der folgende Dialog: „Nicht wahr, lieber Strauß, das waren noch Zeiten, als wir mit unseren feinsten Stücken, mit Fledermaus und Requiem durchfielen.” - „Ja, Dokterl, mir zwa ham halt ka Glück und allweil unser G'frett g'habt mit dera verflixten Musi.”

Heinz Gärtner nennt es „die wohl ungewöhnlichste Künstler­freundschaft der Musikgeschichte.”

Nach den Liebesliedern machen wir eine Pause von 15 Minuten.

Wir kommen nun zum zweiten Teil unseres Jubiläumskonzerts. Der Konzerttitel verspricht classics & pops. Nach den classics jetzt also die pops. Ich wünsche gute Unterhaltung.


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