Festliches Konzert

Plakat

Programm

Wilhelm Lueger
Machet die Tore weit
Männerchor Lechtingen
Ludwig
van Beethoven
Hymne an die Nacht
Männerchor Lechtingen
M Engelhart
Wenn ich ein Glöcklein wär
Corinna Obrock,
Isabell Borer, Sopran
Männerchor Lechtingen
Sancta Maria Corinna Obrock, Isabell Borer, Sopran
Männerchor Lechtingen
Josef Schnabel
Transeamus usque Bethlehem
Felix Rußwinkel, Bariton
Männerchor Lechtingen
Meller Madrigalchor
Alexandre Guilmant
Gebet und Wiegenlied
Stephan Lutermann, Orgel
Gabriél Fauré
Cantique de Jean Racine
Meller Madrigalchor
Wolfgang
Amadeus Mozart
Laudate Dominum
Sarah Weller, Sopran
Meller Madrigalchor
César Franck
Offertoire pour la Messe
Stephan Lutermann, Orgel
Dietrich Buxtehude
Cantate Domino
Sarah Weller, Sopran
Felix Rußwinkel, Bariton
Meller Madrigalchor
Johann Sebastian Bach
Gute Nacht, o Wesen
aus der Kantate „Jesu, meine Freude”
Meller Madrigalchor
Marcel Dupré
Sortie Op 62
Stephan Lutermann, Orgel
Michael Praetorius
Es ist ein Ros′ entsprungen
Meller Madrigalchor
Karl Riedel
Kommet, ihr Hirten
Meller Madrigalchor
Bernd Englbrecht
Lieb Nachtigall, wach auf
Männerchor Lechtingen
Arnold Kempkes
Herbei, o ihr Gläubigen
Männerchor Lechtingen
Wilhelm Heinrichs
Gloria in Excelsis Deo
Männerchor Lechtingen
Johann Sebastian Bach
aus der Kantate 140
„Wachet auf, ruft uns die Stimme”
Sarah Weller, Sopran
Felix Rußwinkel, Bariton
Männerchor Lechtingen
Meller Madrigalchor

Ansage

Meine sehr verehrten Damen und Herrren!

Ich begrüße Sie zu einem festlichen Weihnachtskonzert des Meller Madrigalchores. Um dessen festlichen Charakter zu unterstreichen, haben wir diesmal vor allem solche Stücke herausgesucht, die sich durch ihre schönen und einprägsamen Melodien auszeichnen.

Dass wir unser Konzert wieder einmal in dieser schönen St. Matthäus-Kirche aufführen können, dafür sind wir der katholischen Kirchengemeinde und Pastor Rickers außerordentlich dankbar. Wie schon in den vorausgehenden Jahren werden wir bei unserem Konzert unterstützt von den Solisten Sarah Weller, Sopran, Felix Rußwinkel, Bariton, Stephan Lutermann, Orgel, und zusätzlich durch Corinna Obrockund Isabell Borer, Sopran. Die Gesamtleitung liegt wie stets in den Händen unsres Chorleiters Urs Borer.

Die Hornbläser sind eine Weihnachtsüberraschung unseres Chorleiters. Es musizieren Marius und Benjamin Borer und Sebastian von Burstin.

Ganz besonders freuen wir uns, dass wir unser diesjähriges Weihnachtskonzert in Zusammenarbeit mit dem Männerchor Lechtingen gestalten können. Der Männerchor Lechtingen ist in Melle nicht unbekannt, hat er doch vor einigen Jahren hier in der St. Matthäus-Kirche zu Himmelfahrt eine Chormesse gehalten. Wir begrüßen die Mitglieder des Männerchores Lechtingen ganz herzlich. Er ist eine Bereicherung für unser Weihnachtskonzert, das kann ich mit Überzeugung sagen; denn wir haben dieses selbe Konzert vor einer Woche in der Alexanderkirche in Wallenhorst zu Gehör gebracht.

Der Männerchor Lechtingen eröffnet unser festliches Konzert mit vier Beiträgen. Als vierter ist ein „Sancta Maria” in das Programm eingefügt. Im dritten und vierten ist entgegen der Ankündigung nicht Sarah Weller die Solistin, sondern Corinna Obrock und Isabell Borer singen den Sopranpart. Danach vereinigen sich die beiden Chöre zum ersten Mal zu der nachdrücklichen Aufforderung: „Lasset uns nun gehen nach Bethlehem!”

Der französische Komponist Félix-Alexandre-Amédée Guilmant lebte von 1837 bis 1911. Er war lange Zeit Organist an der Église de la Trinité in Paris, an einer Orgel des berühmten französischen Orgelbaumeisters Aristide Cavaillé-Coll.

Auch wir in Melle sind ja sehr stolz auf unsere Orgeln. Die Orgelbaumeister Christian Vater und Christian Klausing wirkten beide Anfang bis Mitte des 18. Jahrhunderts, zur Zeit des Barock. Demgegenüber baute Cavaillé-Coll seine Orgeln gegen Ende des 19. Jahrhunderts, also rund einhundertfünfzig Jahre später.

Der technische Fortschritt machte sich auch im Orgelbau bemerkbar. Er ermöglichte eine reichhaltigere Registrierung und variable Dynamik. Den Komponisten uns Synästhetiker Olivier Messiaen faszinierte „ein symphonischer Klang, der einen nie gekannten Duft verströmt.”

Eine seiner berühmtesten Orgeln steht in Paris in der Kirche Saint Sulpice, ein Rieseninstrument mit fünf Manualen und 102 Registern. Saint Sulpice ist den Lesern von Dan Browns Thriller „Sakrileg” ja bestens bekannt.

An der Orgel von Saint Sulpice wirkten viele berühmte Organisten, so Charles-Marie Widor und Marcel-Jean-Jules Dupré (1886 – 1971), von dem später noch etwas zu hören sein wird, Letzterer ein Schüler von Widor und Guilmant. Ebenfalls als Organist an einer Cavaillé-Coll-Orgel wirkte der Komponist César-Auguste Franck (1822 – 1890), von dem wir auch noch etwas hören werden.

Die erste Orgel aus der Werkstatt von Cavaillé-Coll, die in Deutschland aufgestellt wurde, steht übrigens im Dom von Osnabrück.

Auch Gabriél-Urbain Fauré (1845 – 1924), von dem das nächste Stück stammt, war als Organist tätig. Sein Hymnus auf einen Text des Barockdichters Jean Racine ist ein Lobgesang Gottes und lässt schon etwas erahnen von der Würde und der vollendeten Einfachheit seines Requiems.

Dietrich Buxtehude (1637 – 1707), dessen Motette „Cantate Domino” wir gerade gehört haben, war ebenfalls ein berühmter und vituoser Organist. Im Jahre 1705 legte Johann Sebastian Bach die mehr als 400 Kilometer von Arnstadt in Thüringen nach Lübeck zu Fuß zurück, um sein musikalisches Vorbild Buxtehude zu hören. Bach war so damit beschäftigt, den faszinierenden Orgelstil Buxtehudes zu studieren, dass er versäumte, rechtzeitig nach Hause zurückzureisen, und von seinen Vorgesetzten in Arnstadt deshalb gerügt wurde.

Damit haben wir auch schon die Überleitung gefunden von Buxtehude zu Bach. Beide sind in unserem heutigen Programm durch Motetten vertreten. Was ist eine „Motette”? Am besten halten wir uns immer noch an die Beschreibung, die Michael Praetorius gegeben hat:

Motetto […] ist eigentlich eine mit Fugen und Imitationibus stark ausgeschmückte, und über einen Biblischen Spruch bloß zum Singen ohne Instrumente (den Generalbaß ausgenommen) verfertigte musicalische Composition; doch können die Singstimmen auch mit allerhand Instrumenten besetzt und verstärkt werden.

Danach geht es mit bekannten Weihnachtsliedern weiter. Viele von ihnen haben ihre eigene Geschichte. „Es ist ein Ros′ entsprungen” war ursprünglich ein Marienlied. Den Choral „Wachet auf, ruft uns die Stimme” schrieb Philipp Nicolai als Tröstung in Zeiten der Pest.

Die mitreißende Melodie zu dem Lied „Herbei, o ihr Gläubigen”stammt ursprünglich von dem englischen Dichter und Musiker John Francis Wade (1711 – 1786). Im Jahre 1745 kam es unter der Führung des katholischen Thronprätendenten Charles Edward Stuart („Bonnie Prince Charlie”) zur zweiten Jakobitischen Rebellion. Diese wurde durch William von Cumberland in der Schlacht bei Culloden 1746 blutig niedergeschlagen. In der Folge flohen viele katholische Bürger nach Frankreich, unter ihnen auch John Francis Wade. Im Exil vertonte er 1751 den alten lateinischen Text:

Adeste, fideles, laeti triumphantes,

Er dichtete auch gleich den englischen Text dazu:

O come, all ye faithful, joyful and triumphant,

Die Melodie hat schon viele begeistert. Franz Liszt bearbeitete sie für den vierten Satz seines Weihnachtsbaum-Zyklus, Alexandre Guilmant nahm sie in seine Weihnachtsouvertüre für Orgel auf, und es wird berichtet, dass der amerikanische Präsident Dwight. D. Eisenhower sie sehr geschätzt hat.

Die deutsche Übersetzung besorgte der Pfarrer und Kirchendichter Philipp Friedrich Heinrich Ranke, ein Bruder des Historikers Leopold von Ranke. Von ihm stammt auch der Text des Liedes „Tochter Zion, freue dich”. Und da schließt sich der Kreis. Denn diese Melodie von Georg Friedrich Händel ist entnommen aus seinem Oratorium „Judas Maccabäus”. Und das wiederum feiert den Sieger von Culloden als Erretter des protestantischen England.

Doch genug geredet. Wir wollen lieber mit der Musik fortfahren.

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