Mein Jakobsweg

Sarría, den 3.5.2008 (noch 114 km)

Auch wenn es zunächst nicht so aussah, entwickelte das Wetter sich bestens. Nach einigen Kilometern Landstraße ging es in die Wildnis. Schließlich blickten wir herab auf die alte und riesige Klosteranlage Samos. Graue Mauern drohten abweisend, kein Mensch war zu erblicken, es schien ein verwunschenes Gemäuer.

Samos

Eine kurze Rast, und weiter führten uns die gelben Pfeile, bergauf, bergab, über steinige enge Pfade, meist durch Wald. Einmal, der Weg wurde noch enger und einsamer, gelang es uns sogar, uns zu verlaufen, weil wir über dem Reden nicht genug auf den Wegverlauf geachtet hatten. Umkehr, einen Kilometer zurück und Neubeginn brachten uns zurück auf den Pilgerpfad der Tugend.

Die beiden Freundinnen Andrea und Nicole, Arzthelferin und Krankenschwester, waren uns seit ein paar Tagen immer wieder über den Weg gelaufen oder abends in derselben Herberge abgestiegen. Schließlich waren wir gemeinsam weitermarschiert. Sie waren schon oft zusammen verreist und durch eine Bekannte auf die Idee gekommen, den Jakobsweg zu gehen. Mit klappernden Walking-Stöcken zogen sie dahin. Sie erzählten unbefangen von ihrer Arbeit, von ihrem Freundeskreis. Auch als Andrea Fußbeschwerden bekam, ließ sie sich dadurch nicht beeindrucken. Sie hatten nur zwei Wochen Zeit und waren deshalb in Astorga gestartet.

Für die beiden wurde der Weg allmählich lang, ihnen fehlte unsere wochenlange Gewöhnung. Zum Glück zeigte sich bald im Tal unser heutiges Ziel: Sarría, erstaunlich groß im Vergleich zu unserer letzten Station Triacastela. Ermüdung ließ den Weg immer mühseliger werden. Wir kämpften uns durch die Außenbezirke, zwischen kleinen Werkstätten und großen Villen hindurch, auch ein Campingplatz war darunter.

Im Stadtbereich überquerten wir den Rio Sarría und merkten seine Ufercafés für den abendlichen Besuch vor. Zur Herberge in der Oberstadt war noch eine breite und vor allem hohe Steintreppe zu überwinden.

Die Mädchen waren reichlich erschöpft und ruhten sich aus. Wir gingen mit Søren zum Fluss hinunter, schlenderten an den Cafés vorbei und landeten schließlich auf einer Wiese nahe dem Wehr, wo man uns ein schönes, erholsames, kräftigendes spanisches Bier servierte. Die Sonne schien, das Wehr rauschte, das Gespräch plätscherte dahin, der Kaffeegarten füllte sich, Erholung setzte ein.

Am Fluss nahmen wir auch das Abendbrot ein, zu fünft, eine fröhliche Gesellschaft, die Søren in einer Mischung aus Deutsch und Englisch mit Geschichten von seinen Birma-Katzen unterhielt.

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