Mein Jakobsweg

Hornillas del Camino, den 15.4.2008 (noch 470 km)

Wir begannen den Tag mit einem schönen Frühstück mit Heidrun und Uli, Heidrun war allerdings durch einen schmerzenden Knöchel gehandicapped. Die Aussicht vom castillo auf Burgos wollten wir nicht versäumen. Sie hielt, was wir uns davon versprochen hatten. Burgos lag geputzt und glänzend im Morgenlicht.

Am Ortsausgang verloren wir den camino aus den Augen. Ein Moment der Unaufmerksamkeit, und schon gab es die sonst allenthalben zu findenden gelben Pfeile nicht mehr. Ein Linienbus hielt unseretwegen, und gestikulierend machte uns der Fahrer deutlich, dass wir ein Stück zurückzugehen hätten.

Hinter Burgos passierten wir ein riesiges Erschließungsgebiet. Straßen und Straßenbeleuchtung waren schon erstellt, aber alles andere fehlte noch, bis auf eine kleine Bruchsteinkapelle. Hier trafen wir zum erstenmal auf Christiane aus Düsseldorf, Christiane von der Brustkrebstruppe. Die Bezeichnung mag etwas flapsig erscheinen, aber sie selbst machte kein Hehl daraus, warum soll ich es dann tun?

Sie plauderte offen über die Therapiegruppe, die sich auf Anregung eines Hochschulprofessors und unter Begleitung zweier Diplomanden auf den Jakobsweg gemacht hatte. Alle gingen unabhängig voneinander, jede in dem ihr gemäßen Tempo. Sie wollten sich nur alle zu einem bestimmten Termin auf dem Monte de Gozo treffen, um gemeinsam in Santiago einzumarschieren. Später trafen wir noch andere aus der Gruppe, aber die ruhige Gelassenheit und fröhliche Zuversicht strahlte keine in demselben Maße aus.

Wir trafen Christiane immer mal wieder, und wir freuten uns jedesmal, sie zu sehen. Es war stets wie ein Wiedersehen mit einer alten Bekannten.

Hinter Burgos beginnt die weitgehend baumlose Meseta, eine Hügellandschaft mit ausgedehnten Weizenfeldern, die auch noch das letzte Stück möglichen Ackerlandes ausfüllen. Es war sonnig, es war warm, im Sommer muss es höllisch heiß sein, es sei denn, man meidet die Mittagshitze. Über Tardejos und Rabé de las Calzadas erreichten wir das alte Städtchen Hornillos del Camino.

Alte Häuser zwischen Feldern. Ein Spaziergang führte uns zu einem geheimnisvollen Gelände. Alte Mauerreste, Kellergewölbe, genutzt und wieder aufgegeben, ein neu angelegter Obstgarten, offenbar eine verfallene Burganlage, aus dem gelben Stein der Gegend errichtet und inzwischen von den Bewohnern von Hornillos nach Lust und Laune ausgeschlachtet oder mit Beschlag belegt.

Hornillas del Camino

Die Kirche im Ort, wie alle Kirchen hier ein wenig verfallen, und wieder ein überdimensionaler Altar in Gold, ein Barockaltar in einem romanischen Kirchenraum. Jedesmal stelle ich fest, wie wenig mir die überladenen Altarwände gefallen. Dafür fallen mir immer wieder die filigranen Gewölberippen ins Auge. So phantasievoll und abwechlungsreich habe ich sie noch nie gesehen, sich überkreuzend und vielfältig verschlungen wie Klöppelspitzen.

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