Mein Jakobsweg

Mansilla de las Mulas, den 22.4.2008 (noch 329 km

Das Wetter war heute deutlich besser, wenig Wind, kein Regen, angenehmes Gehen. Vor Reliegos erregte eine Großbaustelle unsere Aufmerksamkeit, wir sahen zahllose neue Feldstraßen, Wassergräben, Pipelines, und konnten uns den Sinn nicht zusammenreimen. Ein großes Schild tat kund, dass hier Mittel der EU verbaut würden.

Eine kleine Pause in Reliegos gab den Schwung für das letzte Stück nach Mansilla de las Mulas. Die Herberge dort ist eine Besonderheit. Der hostalero Wolf Schneider betreut sie ununterbrochen seit zwölf Jahren und hat ihr ein ganz persönliches Gepräge gegeben. Er sorgt für dauernde Verbesserungen, nimmt selbst Reparaturen vor. Und er hat den Innenhof mit vielen, vielen Blumentöpfen anheimelnd gestaltet.

Dazu hat er eine glückliche Hand in der Behandlung von allerlei Beschwerden, die das Wandern mit sich bringt. Hajo, dem wir in Carrión de los Condes schon begegnet waren, hatte sich auf der letzten Etappe übernommen und drohte aufgeben zu müssen. Eine Stunde vorsichtiges Streichen über die lädierte Stelle und ein sanftes Handauflegen linderten seine Beschwerden so weit, dass er neuen Mut fasste. Er hoffte, eine eintägige Ruhepause und eine weitere Behandlung würden ihn vollends wiederherstellen.

Mansilla de las Mulas hat bessere Zeiten gesehen. Früher einmal war es ein bedeutender Marktort und Verkehrsknotenpunkt. Aus dieser Zeit stammen die gewaltigen Stadtmauern, an die sich heute die Häuser der Bürger anlehnen. Aber sonst ist von der alten Pracht nicht viel übrig. Die Illumination, die einmal die alten Mauern leuchten ließ, fiel Wandalismus zum Opfer. Innerstädtischen Anlagen fehlt die kontinuierliche Pflege.

Mansilla

Nach dem Abendessen saßen wir mit Wolf in der Küche. Die Düsseldorferin Christiane kabbelte sich mit dem Kölner Wolf. Wolf erzählte einiges aus den Erfahrungen eines hostaleros. Manches ist wirklich unglaublich in Bezug auf Sauberkeit, Rücksichtnahme, Alkoholkonsum, Anspruchsdenken. Pilger sind wohl doch nicht von Haus aus bessere Menschen.

Mit dem Zusammenhocken in der Küche fand der Tag ein besinnliches Ende In der Nacht allerdings wurde ich dreimal durch randalierende Jugendliche geweckt. Beim drittenmal versuchten sie sogar, an dem Fallrohr der Dachrinne hochzuklettern. Sie hatten aber dessen Festigkeit überschätzt und fielen mitsamt Fallrohr wieder herunter. Ich hoffe, sie haben es gespürt!

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