Mein Jakobsweg

Leon, den 23.4.2008 (noch 311 km)

Noch ein solcher Wandertag. Genauso herzlich, wie wir aufgenommen wurden, wurden wir verabschiedet. Der Zugang nach Leon war lang und öde. Es ging durch die gewerblichen Außenbezirke, manchmal direkt an der Fahrstraße entlang, sogar ein Stück durch die Wasserrinne. Und es fing wieder an zu regnen.

Die Herberge außerhalb des Stadtzentrums ist in einer ehemaligen Polizeikaserne eingerichtet. Sie sah von außen groß, grau und abweisend aus. Unsere diesbezüglichen Befürchtungen wurden aber aufs angenehmste enttäuscht. Die Herberge erwies sich als modern und freundlich eingerichtet, auch gab es keinen großen Schlafsaal, sondern lauter Acht-Bett-Zimmer. So war es trotz der Größe ruhig. Und der Zugang war vierundzwanzig Stunden geöffnet, das war nun wirklich ungewöhnlich.

Die Kathedrale in Leon sprach uns eher an als die in Burgos. Sie ist ein rein gotischer Kirchenbau und besitzt faszinierende bunte Fenster. Aber auch hier wie in Burgos stört den Raumeindruck ein brutal in die Mitte gestellter großer Steinkasten für die „besseren Christen”.

Leon

In einem Straßencafé ließen wir uns von der Sonne wärmen. So macht Pilgern Vergnügen. Dabei leistete uns Juliane aus Karlsruhe Gesellschaft. Sie war uns schon mehrmals begegnet. In Mansilla de las Mulas hatte sie wegen Fußbeschwerden Wolfs Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Die waren auch etwas besser geworden, aber nicht ganz verschwunden.

Nach Julianes Erzählungen war sie in der letzten Zeit viel in der Welt herumgekommen, Portugal, Südamerika, Schottland. Aber das sollte in Zukunft anders werden, denn mit ihrem Examen als Medienkommunikatorin (oder so ähnlich) wartet nun das Arbeitsleben auf sie. Zuvor aber will sie noch die Pilgerreise zu Ende bringen und auch bis Fisterra gehen, um dort, wie es der Brauch ist, einen Teil ihrer Kleidung, ihre Lieblingsjeans, zu verbrennen.

In Leon war Feiertag, offenbar ein ganz bedeutender, der Tag des Buches. Die Kinder hatten schulfrei, die Geschäfte hatten geschlossen und die meisten Restaurants ebenfalls. Vor der Casa Botines, einem Stadtpalast nach Entwürfen von Gaudi, heute Sitz einer Bank, standen spitzgieblige weiße Zelte und rollende Buchstände. Nur für unser Abendessen sah es schlecht aus. Schließlich fanden wir doch noch das gemütliche, alt eingerichtete „Café de la Prensa”, das „Café zur (Drucker-)Presse”, in dem wir bei einer Flasche Rotwein und einem reichlichen Abendessen abschlaffen konnten.

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