Bei Gelegenheit
20.6.2009

Geburtstag M.

Liebe M. !

Mit dem heutigen Tag bist Du genau 25 568 Tage alt geworden, und weil das eine so schöne runde Zahl ist, sind wir alle hier, um Dir zu diesem denkwürdigen Ereignis zu gratulieren. Wir freuen uns, dass wir heute Deinen Geburtstag mit Dir feiern können. Wir wünschen Dir aus diesem Anlass alles Gute, und dass wir noch manchen Geburtstag miteinander verbringen mögen.

Den 20.Juni als Geburtsdatum hast Du übrigens mit einer Reihe herausragender Persönlichkeiten gemeinsam: Am 20.6.1819 wurde der Komponist Jacques Offenbach geboren, am 20.6.1927 der Fußballspieler Josef Posipal, am 20.6.1941 der Physiker und Astronaut Ulf Merbold, am 20.6.1950 die Schauspielerin Gudrun Landgrebe und am 20.6.1953 der Schauspieler Ulrich Mühe.

Am 20.6.1837 übernimmt nach dem Tod ihres Onkels, des britischen Königs Wilhelm IV, Queen Victoria dieses Staatsamt. Am 20.6.1893 gründet Franz Zentis in Aachen einen Kolonialwarenladen, aus dem später eine Marmeladenfabrik hervorgeht. Am 20.6.1908 erteilte das kaiserliche Patentamt Melitta Benz Gebrauchsmusterschutz auf die Erfindung des Kaffeefilters. Am 20.6.1991 beschloss der Bundestag nach langer Debatte die Verlegung des Regierungssitzes von Bonn nach Berlin.

Dein Geburtsjahr 1939 war ein sehr ereignisreiches Jahr. Und wenn man sich auch viele der Ereignisse nicht gern in Erinnerung ruft, sind doch auch einige von bleibendem Wert darunter. Am 1. Januar 1939 gründeten William Hewlett und David Packard die Firma Hewlett-Packard zur Herstellung wissenschaftlicher Instrument in einer Garage in Palo Alto. Das war die Geburtsstunde des Silicon Valley. Am 1. Mai 1939 wurde in New York das Empire State Building offiziell eröffnet. 1939 erschien der erste Batman-Comic. Ernst Lubitsch drehte den Film Ninotschka. Antoine de Saint-Exupéry veröffentlichte den Erzählband Wind, Sand und Sterne, John Steinbeck den Roman Früchte des Zorns und Franz Werfel Der veruntreute Himmel.

Berühmte Personen der Zeitgeschichte sind 1939 geboren, die österreichische Künstlerin Rosina Wachtmeister, die russische Leichtathletin Irina Press, das deutsche Fotomodell Veruschka von Lehndorff, die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood, die Sängerinnen und Schauspielerin­nen Dagmar Koller, Erika Pluhar, Vivi Bach, Milva und Tina Turner. Einen Mann will ich noch nennen, Giovanni Trappatoni, und mit ihm sage ich jetzt: Ich habe fertig!

Ich möchte aber, sozusagen als Postscriptum, noch zwei Dinge nachschieben. Als erstes eine Anekdote: Bankier Fürstenberg hat sich zum siebzigsten Geburtstag ein Album mit den Fotografien sämtlicher Verwandter gewünscht. Gerührt von diesem Zeichen unverhofften Familiensinns gibt sich der Klan größte Mühe. Der Beschenkte überreicht den Folianten seiner Sekretärin: „Prägen Sie sich diese Gesichter ein! Sollte eines auftauchen, bin ich verreist.”

Und das bringt mich zum Schluss auf ein Gedicht von Wilhelm Busch. Es heißt „Der Musikant”, weil wir ja gleich noch etwas singen wollen.

Geburtstag ist's. Lind weht die Luft.
Geschoren ist der Rasen.
ein wonnevoller Rosenduft
Dringt tief in alle Nasen.
Manch angenehmes Vögelein
sitzt flötend auf den Bäumen,
indes die Jungen, zart und klein,
im warmen Neste träumen.
Flugs kommt denn auch daher gerannt,
schon früh im Morgentaue
mit seinem alten Instrument
der Musikant, der graue.
Im Juni, wie er das gewohnt,
besucht er einen Garten,
um der Signora, die da thront,
mit Tönen aufzuwarten.
Er räuspert sich, er macht sich lang;
er singt und streicht die Fiedel,
er singt, was er schon öfter sang;
Du kennst das alte Liedel.
Und wenn du gut geschlafen hast
und lächelst hold hernieder,
dann kommt der Kerl, ich fürchte fast,
zum nächsten Juni wieder.
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