Mein Jakobsweg

Santa Irene, den 8.5.2008 (noch 23 km)

Zum erstenmal hat mich Schnarchen entschieden genervt. Wir hatten aber auch zwei Hochleistungsschnarcher an Bord. Sie schnarchten unisono oder polyphon, einzeln oder im Duett, jedenfalls unaufhörlich.

Dazu das Kläffen der Hunde. Spanische Hunde werden in Einzelhaft gehalten, an einer kurzen Kette im Hof oder in einem winzigen Zwinger, und haben keinen Kontakt zu ihresgleichen. Deshalb können sie sich erst, wenn es draußen ruhiger wird, wenigstens akustisch mit ihren Artgenossen austauschen. Und so geht der Hundeklatsch lautstark von Hof zu Hof, über Berg und Tal, die ganze Nacht.

Zwei Röllchen aus Toilettenpapier, in die Ohren gestopft, verhalfen mir doch noch zu etwas Schlaf. Später hörten wir, dass in dieser Nacht in unserem Schlafraum eine Jacke und ein Mobiltelefon abhanden gekommen wären. Das kennt man sonst nur vom Hörensagen. Wenn es einen beinah selbst getroffen hätte, wird man doch ein wenig nachdenklich.

Unser Ziel Santa Irene erreichten wir gegen Mittag. Ein gottverlassenes Kaff, aber zwei Herbergen, eine städtische und eine private. Wir wollten in der privaten bleiben, aber verfehlten sie und waren schon fast zwei Kilometer weiter, ehe wir uns zur Umkehr entschlossen. Das war blöd, wir hätten einfach noch fünfhundert Meter bis A Rúa weitergehen sollen.

Die angepriesene Herberge erwies sich als recht kostspielig, auch angesichts von Bettwäsche und Handtüchern, aber da es im Ort keine andere Verpflegungsmöglichkeit gab, blieben wir trotzdem. Der Versuch, in der ländlichen Abgeschiedenheit eine Bar oder ein Café zu finden, scheiterte, obwohl wir die Gegend großflächig danach absuchten. Wir legten uns hin und ruhten uns aus von unserer kurzen Tagesetappe.

Das Abendbrot in großer Runde war nicht schlecht. Was allerdings auf den ersten Blick wie die Soße zum Seehecht aussah, entpuppte sich als gewürztes Öl. Ein wenig überrascht waren wir, als uns der Rotwein, sonst immer und selbstverständlich im Preis inbegriffen, gesondert in Rechnung gestellt wurde. Das wunderte auch die beiden flotten Großmütter aus München, mit denen wir hier wieder einmal zusammentrafen.

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