Mein Jakobsweg

Espinosa, den 12.4.2008 (noch 531 km)

Das Matratzenlager erwies sich doch als sehr „schlicht”. Man muss auch das einmal mitgemacht haben. Ein karges Frühstück in der Herberge, und um halb neun waren wir wieder auf dem Weg. Das Wetter war, nach den letzten Erfahrungen, überraschend schön und sonnig, wenn auch kalt und windig, man konnte dabei gut gehen. Mit kleinen Unterbrechungen ging es stetig bergauf. Die Oca-Berge sind morgen zu überwinden.

Eine mittägliche Pause legten wir auf der plaza von Belorado ein. Rigoros beschnittene Platanen säumten den Platz. Ein überdachter Musikpavillon schien auf häufige Regengüsse zu deuten. Danach ging es noch ein Stück weiter, denn für die morgige Passüberquerung wollten wir heute schon soviel Höhe wie möglich gewinnen.

Der vorletzte Ort vor der Passhöhe war Espinosa del Camino, 36 Einwohner, ein abgelegenes Dörfchen mit teils verfallenen, teils mühsam erhaltenen Häusern und einer kleinen, ebenfalls ziemlich heruntergekommenen Herberge. Wir sollten dort aber Abendessen und Frühstück bekommen. Also ließen wir uns vom äußeren Eindruck nicht abschrecken.

Trotz des heruntergekommenen Eindrucks erwies sich die Herberge in Espinosa als kleine Besonderheit. Wir waren insgesamt vier Gäste, außer uns beiden noch ein weiterer Deutscher sowie ein Spanier. Der Deutsche, Jürgen sein Name, hatte eine sehr spirituelle Einstellung und schwärmte von Lourdes, Altötting und natürlich Santiago.

Pepe, der hostalero, war Sammler und hatte im Laufe der Zeit ein kleines Museum zusammengetragen, das er seinen Gästen bereitwillig vorführte. Ein Schrank voller Porzellan-Fingerhüte, ein Setzkasten voller historischer Helme im Miniaturformat, von Achilles über Karl den Großen bis zu El Cid und Kaiser Wilhelm, ganze Paraden von Zinnfiguren in verschiedenen Uniformen und schließlich Miniaturwaffen über Miniturwaffen, Säbel, Dolche, Pistolen, Gewehre, Kanonen.

Es läutete zum Abendessen. Wir begaben uns ins beste Zimmer und fanden den Tisch gedeckt, vor jedem Platz einen Teller mit einem Stück tortilla. Sollte das alles sein? Es war erst der Anfang. Es gab noch einen zweiten Gang, Nudeln und gebratene Rippchen, und auch einen Nachtisch. Am Ende waren alle rundherum satt.

Pepe sprach weder Deutsch noch Englisch, wir verstanden kein Spanisch. So haben wir uns während des Essens bestens unterhalten. Er sprach allerdings nach eigenem Bekunden doch drei verschiedene Sprachen: castellano, catalán und (Hand ans Ohr gelegt) teléfono.

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